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Unser Vereinsmitglied Gudrun Putz, hat sich vergangene Woche auf den Weg nach Frankreich gemacht, um am berühmten "Marathon du Medoc" teilzunehmen. Folgendes berichtet sie über diese Laufveranstaltung:

"Am Freitag, 12. September, war es endlich soweit – wir, Gudrun Putz vom HSV Marathon und 4 Kärntner Lauffreunde – machen uns auf den Weg nach Nordwest-Frankreich, Ziel: Bordeaux. Noch am Abend geht es mit dem Busshuttle durch endlose Weingärten nach Pauillac, Start und Ziel des legendären Marathon du Mèdoc. Startnummern abholen, im Marathon Village die ersten edlen Getränke der Region verkosten, zurück ins Hotel.

Nach einer kurzen Nacht begegnen uns am Frühstücksbuffet die ersten Samurai, Gondoliere und Delfter Porzellantassen. Mit dem Autobus geht es wieder nach Pauillac zum Start – und dort am Parkplatz der erste Vorgeschmack, warum dieser Lauf so legendär ist: Conchita Wurst, die Schlümpfe, chinesische Drachen schälen sich aus den Bussen. Die übliche Schlange vorm Dixi bewegt sich kaum, weil alle fasziniert auf die Menschenmasse schauen, die sich Richtung Start bewegt.

Dann gehen auch wir zur Startaufstellung – natürlich verkleidet in Lederhose und Trachtenshirt (wie viele andere Teilnehmer aus den Alpenländern auch, wie wir sehr schnell sehen ;-) ). Das Motto heuer: Karneval der Welt. Wir sehen keinen einzigen Läufer ohne Kostüm. In der Startaufstellung beginnt dann wirklich die Party. Man fotografiert einander, plaudert in einem babylonischen Sprachengewirr und tanzt mit den brasilianischen Sambatänzerinnen mit. Irgendwann dann Konfetti-Kanonen, ah ja, wir sollten jetzt laufen. Na dann.

Neben uns wird Majestix auf seinem Schild über die Startlinie getragen, die Australier hoppeln mit ihren Plüschkängurus, Neandertaler knüppeln einander und ein paar Aliens, ein Schweizer beginnt den langen Weg mit seinem Alphorn auf der Schulter (er wird es bis ins Ziel bringen). Nach drei Kilometern der erste Stopp – Frühstück. Croissants, Waffeln, Orangensaft, soviel das Herz begehrt. Bei Kilometer 5 ist es dann so weit – das erste Chateau. Über eine noble Auffahrt geht es in den Hof eines kleinen Schlosses, und dort stehen sie wirklich, die Weingläser mit edlem Rotwein zur Verkostung. Was man schon oft gelesen hat, aber trotzdem nie so wirklich glauben wollte, wird wahr: die Marathon-Degustation beginnt. Es wird noch 20 weitere Stopps in Weingütern geben, darunter so klangvolle Namen wie Chateau Lafite Rothschild und Chateau Latour, die auch bei Nicht-Kennern Ehrfurcht auslösen. Viele dieser Weinkeller sind für die Öffentlichkeit geschlossen und öffnen nur für den Marathon einmal im Jahr ihre Tore.

Weiter geht es auf schmalen Schotterwegen durch endlose Weinfelder. Eine lange bunte Schlange vor uns und hinter uns, soweit das Auge reicht. Die Stimmung ist unglaublich, grinsende, lachende, entspannte Menschen, niemand drängt, niemand rempelt. Aber schon nach wenigen Kilometern zeichnet sich ab, dass es warm werden würde. Sehr warm. 30°aufwärts, ohne Schatten oder Wind. Die Veranstalter haben das vorhergesehen, die Wasserversorgung wird verstärkt. Weinberge wohin man schaut, dazwischen auch immer wieder kleine Dörfer. Und in diesen Dörfern sind alle Menschen auf der Strasse, vom Stubenwagen bis zum Rollstuhl. Die Leute klatschen, pfeifen, feuern an. Die Kids freuen sich über jedes Opfer, das sich freiwillig mit den Spritzpistolen ‚abschießen‘ lässt.

Die Musik passt sich langsam dem Zustand der Läufer an – am Dorfeingang ‚Highway to Hell‘ aus den Lautsprechern, am Dorfende rockt sich eine Jugendband durch den guten alten ‚Zombie‘. Bei jedem Chateau wartet eine Band und lädt ein, ein Tänzchen hinzulegen, was wir natürlich gerne tun.

Weiter durch die Weinberge, vorbei an der Strassenwalze, dem Streitwagen und diversen sonstigen Kunstwerken auf Rädern. Die Läufer in den Baströckchen mit sonst nix ernten mehr und mehr neidische Blicke. Es ist heiß. Die wunderschön gepflegten Teiche und Springbrunnen der Chateaus werden zu Planschbecken umfunktioniert.

Am Beginn des langen Zieleinlaufs, irgendwo bei km 38,5, dann die kulinarischen Highlights: wir stellen uns geduldig in die Schlange vor den Austern-Platten. Manchmal muss man eine Magenverstimmung riskieren, aber das auszulassen, das darf wohl nicht sein. Dazu natürlich gut gekühlter Weißwein. Nur Barbaren würden hier zum Rotwein greifen.

Nächste Station: Entrecote. Frisch abgebratenes Rindfleisch vom riesigen Grill. Und wir sind in Frankreich, also gibt es ein paar Meter weiter dann den Käse. Natürlich mit Weintrauben. Was sonst.

Wer noch Hunger hat, nimmt sich einen Eislutscher. Der auch sehr gut zum Gläschen Champagner passt. Mit dem Schampus in der Hand taucht dann plötzlich die Ziellinie vor uns auf. Ein letzter Sprint, und wir laufen gemeinsam durchs Ziel, nach 6 Stunden, 31 Minuten und 6 Sekunden. Mein längster Marathon. Und bisher sicher der härteste, vor allem nach diesem ‚Sommer‘ und den endlosen Trainingsläufen im kühlen Regen.

Im Ziel dann noch eine Überraschung – jeder Finisher erhält die Medaille, und ein Goody-bag mit einer Flasche Rotwein und 2 gravierten Riedel-Gläsern. Mit dem Bus geht es wieder zurück nach Bordeaux, eine wunderschöne Stadt.

Ach ja, einige Sportler waren auch dabei, die Siegerzeit lag bei 02:28 (auch der Sieger war maskiert), knapp 370 Läufer finishten in unter 4 Stunden, immerhin 1230 lagen unter 5 Stunden, und der Rest, also mehr als 8000 Finisher, feierte ein riesiges Fest…"

Wir bedanken uns ganz herzlich für diesen ausführlichen und tollen Bericht, das war sicherlich ein Erlebnis!

Ergebnisse

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